Kulturwandel im Unternehmen:
Der VUCA-Muskel als Zukunftstraining
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Von Prozessen zu Kultur: Warum Unternehmen jetzt umdenken müssen
Die Energiebranche steht vor beispiellosen Herausforderungen. Jahrzehntelang waren Stabilität, klare Rahmenbedingungen und langfristige Planbarkeit der Standard. Doch die Welt hat sich verändert: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität – kurz VUCA – sind die neuen Spielregeln. Um in diesem Umfeld erfolgreich zu agieren, braucht es nicht nur bessere Prozesse und Technologien, sondern auch einen echten Kulturwandel.
Training für zwei Muskeln: Was und Wie müssen zusammenspielen – der VUCA-Fitnesstest
In Unternehmen gibt es zwei zentrale "Muskeln", die trainiert werden müssen: Der erste Muskel ist gut entwickelt – er steht für das Was, also Prozesse, Tools, Methoden und Effizienzsteigerung. In der Energiebranche wurden diese Bereiche kontinuierlich optimiert, um Produktivität und Wirtschaftlichkeit zu steigern.
Doch nun rückt der zweite Muskel in den Fokus: das Wie – und genau hier setzt die Digitalagenda an. So wie im Sport nicht nur Technik und Taktik, sondern auch Teamdynamik und mentale Stärke trainiert werden müssen, braucht es im Unternehmen neben effizienten Prozessen eine starke Führungskultur und neue Formen der Zusammenarbeit. – und genau hier setzt die Digitalagenda an. Sie schafft neue Formen der Zusammenarbeit, fördert Eigenverantwortung und verändert die Entscheidungsstrukturen im Unternehmen grundlegend. Dieser Muskel steht für die Art der Zusammenarbeit, die Kommunikationskultur, Führung und Hierarchien. Hier setzt der Kulturwandel an. Denn selbst die besten Prozesse und Technologien bringen wenig, wenn die Zusammenarbeit nicht funktioniert oder Mitarbeiter nicht befähigt sind, eigenverantwortlich zu handeln.
Der VUCA-Muskel: Warum Kulturwandel unverzichtbar ist – Training für die Zukunft
In einem dynamischen Umfeld wie der Energiewirtschaft reicht es nicht mehr, einfach nur effiziente Strukturen zu haben. Unternehmen müssen anpassungsfähiger, lernbereiter und experimentierfreudiger werden. Ein Zitat eines CEOs bringt es auf den Punkt: "Wir trauen uns nach vorne zu irren."
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Das bedeutet: Statt Perfektionismus steht schnelles Lernen im Vordergrund. Fehler sind keine Rückschläge, sondern notwendige Schritte auf dem Weg zum Fortschritt.
Die Digitalagenda als konkretes Trainingsprogramm für das Wie
Ein praktisches Beispiel für diesen Kulturwandel ist die
Digitalagenda der enviaM-Gruppe, die gezielt das ‚Wie‘ der Transformation trainiert, indem sie Mitarbeitenden eine Plattform bietet, aktiv an der Veränderung mitzuwirken und neue Formen der Zusammenarbeit zu erproben. Sie stellt ein Budget von 500.000 EUR bereit, um innovative Ideen aus der Belegschaft zu fördern. Jeder Mitarbeitende kann Vorschläge zur Problemlösung oder für neue Projekte einreichen.
Die Auswahl erfolgt demokratisch:
- Ideen werden anhand von drei Fragen gepitcht: Was ist die Idee? Welches Problem soll gelöst werden? Was wird dafür benötigt?
- Anschließend stimmen alle rund 3.500 Mitarbeitenden über die besten Initiativen ab.
- Die Initiative mit den meisten Stimmen wird umgesetzt, weitere folgen, solange das Budget reicht.
Dieses Verfahren ist ein entscheidender Schritt im Kulturwandel, denn es verändert das Entscheidungsmodell grundlegend: Nicht mehr die Führungsebene allein bestimmt, sondern alle Mitarbeitenden gemeinsam. Die Digitalagenda stärkt damit die Eigenverantwortung, fördert Partizipation und macht Kulturwandel konkret erlebbar.

Und hier komme ich ins Spiel: Meine Rolle als Agile Coach
Als Agile Coach für KI-Projekte in der Digitalagenda habe ich diesen Wandel begleitet.
Meine Aufgaben umfassten:
- Methodische Unterstützung der Product Owner bei der Identifikation, Visualisierung und Abstimmung eines MVP (Minimum Viable Product)
- Identifikation und Visualisierung eines Big Picture, um das MVP klar zu definieren und zu kommunizieren
- Moderation von Wissenstransfers und Einführung agiler Arbeitsweisen
- Unterstützung beim Backlog-Management, um MVPs sinnvoll mit Epics und Stories zu verknüpfen
Das Ziel: Schnell ins Machen kommen – statt langwieriger Detailplanung lernen Teams in der Praxis, was wirklich funktioniert.
Digitalagenda: Ein Interview mit den Verantwortlichen
Michael Voigtmann und Felix Hanke erklären die Idee hinter der Digitalagenda: (2)
"Die Digitalagenda ist ein interner Ideenwettbewerb, der es Mitarbeitenden ermöglicht, eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Dadurch treiben wir die digitale Transformation voran, bauen Silodenken ab und fördern kreative Innovation."
Ein Beispiel ist das Projekt Drohnen@MITNETZ, bei dem Drohnen und KI-gestützte Bildauswertung helfen, Stromleitungen effizienter zu inspizieren. Ein weiteres Beispiel ist das virtuelle Umspannwerk, das Azubis risikofrei in einer digitalen Umgebung ausbildet. Diese Initiativen zeigen, wie technologische und kulturelle Transformation Hand in Hand gehen – wobei die Digitalagenda insbesondere das ‚Wie‘ der Transformation beeinflusst, indem sie neue Entscheidungswege, Beteiligungsformate und agile Arbeitsweisen etabliert.
Fazit: Nachhaltiger Wandel braucht Training
Unternehmen, die erfolgreich durch die VUCA-Welt navigieren wollen, müssen beide Muskeln trainieren: Das Was (Prozesse & Technologien) und das Wie (Zusammenarbeit & Kultur). Genau wie eine Fußballmannschaft nicht nur Kraft und Ausdauer, sondern auch Spielverständnis und Teamgeist braucht, muss auch ein Unternehmen seine Strukturen und seine Kultur gleichermaßen entwickeln. Die Digitalagenda zeigt, wie dieser Kulturwandel konkret aussehen kann: durch agile Methoden, mutiges Experimentieren und ein Umfeld, das Fehler als Lernchance begreift.
Der VUCA-Muskel ist der entscheidende Erfolgsfaktor für Unternehmen der Zukunft – und er muss täglich trainiert werden.
Was das mit meiner Spielphilosophie zu tun hat
In meiner Arbeit – ob als Agile Coach, Sparringspartner oder Speaker – betone ich stets: Jede Organisation tickt anders. Deshalb braucht es keine Standardlösung, sondern eine individuelle Spielphilosophie, die zur Kultur, den Werten und den Herausforderungen des jeweiligen Unternehmens passt.
Die Digitalagenda ist ein Paradebeispiel dafür: Sie macht Kulturwandel erlebbar, gibt den Mitarbeitenden Verantwortung und schafft neue Entscheidungswege – das ist weit mehr als Techniktraining, das ist Kulturtraining mit Kick. Wer seine eigene Spielphilosophie kennt und lebt, kann im dynamischen Marktumfeld schneller reagieren, besser zusammenarbeiten und nachhaltiger wirken.
Genau hier setzt mein Konzept an: Transformation ist Teamsport – und echte Veränderung braucht Tugenden, Teamgeist, Taktik und Training.